Grevenbrück doppelt so alt wie vermutet

Vor kurzem wurde die Veischedewiese probeweise geflutet. Sofort fanden sich ein paar Badelustige, die sich vom kühlen Veischedewasser nicht abschrecken ließen.

Mauerwerk aus dem Jahre 270 n.Chr. entdeckt

Bei der Renovierung des alten Feuerwehrturms in Grevenbrück wurde kürzlich eine Entdeckung gemacht, die die bisherige Geschichte des Ortes auf den Kopf stellt.

Als fleißige Helfer der historischen Feuerwehr im Inneren des Turmes alte Fliesen herausschlagen wollten, um Platz für eine neue Wand zu machen, staunten sie nicht schlecht, als sich direkt hinter diesen Fliesen ein uraltes Gemäuer auftat. Es wurden Kunstexperten und Archäologen zu Rate gezogen, um das wahre Alter des Turmes zu schätzen. Mit Röntgen- und DNA-Messungen konnte Dr. Schneider vom Verein für Historische Feuerwehrdenkmäler (VHF) schließlich nachweisen, dass dieses gut erhaltene Mauerwerk aus braun-rotem Kalkstein aus dem Jahre 270 der heutigen Zeitrechnung stammt. Somit kann sich Grevenbrück auch als ältester Ort im Kreis Olpe bezeichnen, was bisher die Elsper von sich behaupten konnten.

Stolz zeigt Dr. Schneider das freigelegte, sorgfältig restaurierte Mauerwerk im Erdgeschoss des alten Feuerwehrturms.

Bisher war man davon ausgegangen, dass der Turm in den 1920-er Jahren als Steigerturm für die Förder Wehr erbaut wurde. Nun ist bewiesen, dass durch die Beschaffenheit der Grundmauern hier früher ein viel höheres Bauwerk gestanden hat, was wahrscheinlich im 1. Weltkrieg bei der Schlacht um Bonzel zerstört wurde.

Bei weiteren Untersuchungen des Geländes rund um den Turm legte man mehrere Steinplatten und sogar Teile einer alten Statue frei. Vergleiche mit alten Römer-Bädern in Trier und Köln zeigten, dass dieses Bauwerk auch kurz nach der Blütezeit des Römischen Reiches entstanden ist. Bei der Statue handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den badenden Mälo – mit Badekappe statt geflügeltem Helm. Ein weiteres Denkmal dieses Germanenfürsten steht seit über 100 Jahren an der Kölner Straße.

Bei den Grabungen neben dem Turm tauchte im Grundwasser die Statue des badenden Mälos auf.

Für Dr. Schneider vom VHF steht fest, dass hier im frühen Mittelalter die Wasserburg der Grafen von Foerde gestanden hat, noch vor dem Bau der Peperburg. Direkt am Rande des Veischedesees, der sich damals über das Gelände der Veischedewiesen erstreckte – vom heutigen Geländer der Firma Schauerte bis zum Ehrenmal im Planken. Bei starkem Hochwasser kann man heute noch deutlich die Ausmaße dieses Sees erahnen. Aufgetaucht ist auch eine historische Aufnahme von Grevenbrück aus dem Jahre 1910 wo der alte Turm noch deutlich zu sehen ist. Bei der Sichtung handschriftlicher Überlieferungen wurde außerdem festgestellt, dass der Name „Grevenbrueck“ durch einen Schreibfehler zustande gekommen ist. Bis zum Jahre 1492 wurde in den Urkunden immer der Ort „Grevenburck“ erwähnt – übersetzt: „Grafen-Burg“ (Quelle: Willipedia).

Größtes Naturbad im Kreis Olpe

Mittlerweile werden Pläne geschmiedet, in wie weit man dieses alte Bad wieder aufbauen kann. Die Kreisstraße 7 soll von der Veischedebrücke bis zum Kindergarten höher gelegt werden, weil hier demnächst die Veischede gestaut wird. Der Turm hat bereits einen pastellfarbenen Anstrich bekommen, wie es bei Freizeitbädern üblich ist. Dahinter wurde eine neue Plattform freigelegt, die zum Sonnen und zum Baden im See einlädt. Am Schützenplatz ist eine Statue aufgestellt worden, die zwei Badende auf einem Sprungturm zeigt – mit Blick in Richtung der alten Wasserburg.

Und Bürgermeister Hundt versprach bereits: „Mit dem größten Naturfreibad in der Region wird Grevenbrück demnächst noch vor Saalhausen zum Erholungsort Nummer 1 in der Lennestadt.“ Ein Antrag auf den Zusatz „Bad“ im Ortsnamen wurde gestellt – es wäre der erste im Kreis Olpe. Ob der Ort wirklich umbenannt wird in „Bad Grevenburg“, konnte zum Redaktionsschluss noch nicht bestätigt werden.

Nach den jüngsten Entdeckungen laufen bei allen Vereinen bereits die Planungen zur 1750-Jahr-Feier des Ortes, die am 1. April 2020 stattfinden sollen.

Grevenbrück um 1910. Rechts im Vordergrund der Turm der ehemaligen Wasserburg. An der großen Fläche davor ist deutlich das trockengelegte Bett des ehemaligen Veischedesees zu erkennen.

Grevenbrück, 01.04.2017

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1 Kommentar

  1. Da sieht man mal was Grevenbrück für verborgene Schätze hat
    Wie unseren Willi
    Super

Kommentare sind deaktiviert.