„Es war ein Marathon, aber jetzt sind wir auf der Zielgeraden. Voraussichtlich Ende des Jahres wird in Grevenbrück in Bahnhofsnähe ein Hausarztzentrum eröffnet“, freut sich Stefan Schauerte, erster Vorsitzender von Grevenbrück Aktiv. „Seit unserer Vereinsgründung 2016 haben wir das Thema der hausärztlichen Versorgung ganz vorne angestellt und sind sehr dankbar darüber, in den vergangenen Monaten die richtigen Akteure gefunden und erfolgreich zusammengebracht zu haben.“
Jürgen Dolle, zweiter Vorsitzender von Grevenbrück Aktiv, ergänzt: „Der Trend ist seit Jahren eindeutig. Die hausärztliche Versorgung auf dem Lande wird zunehmend schwieriger. Über 60 % der Hausärztinnen und Hausärzte in Lennestadt sind bereits 60 Jahre oder älter. Sie arbeiten in der Regel in Einzelpraxen. Von einem Träger betriebene Hausarztzentren sind eine Alternative, um auch weiterhin eine möglichst dezentrale, wohnortnahe Versorgung zu realisieren.“
Anfang 2022 kam es zu einem Kontakt von Stefan Schauerte mit der Prange-Gruppe aus Plettenberg. Diese hatte in Plettenberg ein Hausarztzentrum erfolgreich eröffnet. Die Unternehmensgruppe konnte dafür gewonnen werden, beim Aufbau eines ähnlichen Zentrums in Grevenbrück ihre Expertise und ihr Personal zur Verfügung zu stellen.
Seitdem nutzten Stefan Schauerte und Jürgen Dolle die Zeit, die notwendigen Akteurinnen und Akteure für ein solches Projekt zu finden und miteinander zu vernetzen. „In vielen Einzel- und Gruppengesprächen haben wir den Prozess intensiv begleitet“, so Schauerte.
Im Ergebnis sind zwei Ärzte (Dr. Andreas Umlauf aus Bilstein und Dr. Eberhard Hertin aus Grevenbrück) sowie eine Ärztin (Dr. Anette Asbach aus Elspe) bereit, ihre Selbstständigkeit aufzugeben und in ein Anstellungsverhältnis zu wechseln.
Dr. Hertin: „Meine ärztlichen Kollegen und ich haben uns in den letzten Jahren häufig Gedanken über die zukünftige hausärztliche Versorgung unserer Region gemacht. Maßgeblich angeregt durch Grevenbrück Aktiv wollen wir nun zu dritt in das geplante Hausarztzentrum Grevenbrück einziehen. Ich freue mich darauf, als Teil des Ärzte-Teams dabei zu sein, die hausärztliche Versorgung in Grevenbrück und Umgebung sicherstellen zu helfen.“
Anfang März 2023 lagen nahezu alle anderen Voraussetzungen für den Aufbau eines Hausarztzentrums vor: Ärzte, Immobilie, Investor und Betreiber. Allerdings galt es eine Finanzierungslücke für die benötigte (Bau-)Infrastruktur zu schließen. Die Vorsitzenden von Grevenbrück Aktiv stellten nun erstmals das Projekt gegenüber Rat und Verwaltung der Stadt Lennestadt vor und baten um Unterstützung bei der Deckung des Finanzierungsbedarfs von rund 380.000 €.
In beeindruckender Geschwindigkeit wurde der Antrag auf finanzielle Unterstützung durch Verwaltung und Rat der Stadt Lennestadt vorbereitet und vom Rat der Stadt Lennestadt in seiner Sitzung am 22. März 2023 in überzeugter und überzeugender Einstimmigkeit positiv beschieden.
Damit ist die Grundlage für die Sicherung der hausärztlichen Versorgung nicht nur am Standort Grevenbrück gelegt, sondern auch für das gesamte Veischede-, Elspe- und angrenzende Lennetal. Dem Gründungsteam – bestehend aus den drei Ärzten und ihren Mitarbeiterinnen – können und sollen weitere Kolleginnen und Kollegen folgen. Sechs vorgesehene Behandlungszimmer lassen genug Platz für Erweiterung. Moritz Marl, Geschäftsführer bei der Prange-Gruppe: „Wir freuen uns, durch unser soziales Unternehmertum bei der Sicherung der ärztlichen Versorgung in Lennestadt unterstützen zu können. Unser Modell befreit die Ärztinnen und Ärzte von Mehrbelastungen, u.a. in den Bereichen Verwaltung, IT und Datenschutz, was eine Forderung gerade der jungen Ärztegeneration ist. Medizinerinnen und Mediziner können sich so auf ihre Kernaufgabe, nämlich die Behandlung ihrer
Patientinnen und Patienten, konzentrieren. Aus unserer Unternehmersicht stärkt das Engagement im Gesundheitswesen die Gesundheit der Menschen und somit das Rückgrat unserer starken Wirtschaftsregion in Südwestfalen.“
Neu gebaut wird im Bereich der „Alten Post“ am Bahnhofsplatz in Grevenbrück. Die barrierefreien Räumlichkeiten (400 m² +100 m² Sozialräume) sollen bereits zum Jahresende 2023 bezugsbereit zur Verfügung stehen. Das Hausarztzentrum wird sowohl mit dem PKW als auch öffentlichen Verkehrsmitteln hervorragend zu erreichen sein.
Schauerte: „Auch wenn es im ersten Moment für einige Menschen gewöhnungsbedürftig sein kann, den Hausarzt nicht mehr unmittelbar vor Ort zu haben, ist es immer noch besser, einen etwas längeren Weg zu einem Hausarztzentrum zurückzulegen, als in die nächstgrößere Stadt für einen Arztbesuch reisen zu müssen.“