Die Idee für ein Klavierkonzert über die Zeitreise um die Geschichte des Jazz kam bei der letzten Silvesterfeier. Dr. Eberhard Hertin ist Pianist von Kindesbeinen an und mittlerweile bekannt in der Jazz-Szene auch außerhalb Deutschlands. Er äußerte den Wunsch, am neuen Konzertflügel der Kulturgemeinde Hundem-Lenne im KulturBahnhof Grevenbrück, für interessierte Zuhörer ein kleines Konzert zu geben.
Was sich dann schließlich im voll besetzten KulturBahnhof abspielte, lässt sich kaum beschreiben – man muss es gehört haben. Vor weit über 100 Zuhörer jeden Alters schlug Hertin kräftig in die Tasten und verzauberte mit Eigenkreationen und improvisierten Stücken über die Geschichte des Jazz. Eintrittsgeld wurde nicht erhoben, lediglich um eine Spende für die Kulturgemeinde gebeten.
Zu Anfang des Konzertes stand der Ragtime, der Ursprung des Jazz, wie ihn die Marching-Bands zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Vergnügungsvierteln von New Orleans spielten. Es folgte der Swing – bei Hertin kam neben Händen und Füßen auch der Ellbogen zum Einsatz. Man fühlte sich in die Stummfilmzeit zurück versetzt – flimmernde Schwarz-Weiß-Streifen, die mit dieser Art von Musik hinterlegt waren. Der Charleston-Tanz entstammt dieser Epoche.
Etwas später entstand der Blues – hier konnte Hertin mit dem EssBahnhof-Blues seine Kreativität unter Beweis stellen. Und auch der Boogie-Woogie stand im Repertoire des Pianisten.
Im zweiten Teil des Konzertes ging es um den modernen Jazz, angefangen mit dem Bebop, der aus dem Swing hervorging. Hertin konnte am Flügel nochmals richtig zeigen, was er drauf hat. Improvisierte Stücke a la John Coltrane, Miles Davis oder Herbie Hancock brachten tosenden Applaus. Zum Abschluss des 2-stündigen Konzertprogramms spielte Hertin einen Ausschnitt aus dem Köln-Konzert 1975 von Keith Jarrett. Doch ohne Zugaben konnte sich Hertin nicht vom begeisterten Publikum trennen. Erst nach den Stücken „Black Bird“ von den Beatles und „In the Dark“ von Bix Beiderbecke verabschiedete sich Hertin von den Zuhörern, die es ihm mit Standing Ovation dankten.