Die künftige Vereinbarkeit der musealen Angebote im „KulturBahnhof“ mit denen im Museum der Stadt Lennestadt (Altes Amtshaus) hinterließ bei den Mitgliedern des Kulturausschusses am Dienstagabend zu viele offene Fragen. Sie folgten der Beschlussvorlage zur Entwicklung einer Dauerausstellung im „KulturBahnhof“ daher nicht. Stattdessen sprachen sie sich für einen „Runden Tisch“ mit allen Beteiligten aus, der beide Gebäude unter einen Hut bringen soll.
Der Reihe nach. Für solche Tage, an denen der „KulturBahnhof“ ungenutzt ist, wurde eine Dauerausstellung zum Thema „Innovation – Ökologie – Eisenbahn und Industriegeschichte“ konzipiert. Beschlüsse vergangener Jahre zur Nutzung des Bahnhofgebäudes wurden somit in Angriff genommen. Christina Steuer und Dr. Katharina Hülscher von der Dortmunder „Geschichtsmanufaktur“ stellten dem Ausschuss ihre moderne Konzeption entsprechend vor.
Die Ausstellung soll mit Hilfe moderner Museumselemente wie zum Beispiel Multimedia zum Mitmachen anregen, auch die jungen Generationen ansprechen und auf aktuelle Dinge reagieren. „Im Museum sollen Fragen der Gegenwart und Zukunft diskutiert und nicht bloß Vergangenheit angeschaut werden“, so Dr. Hülscher. Begleitende Workshops, ansprechende Veranstaltungen und ähnliches mehr sollen die mobile Dauerausstellung begleiten.
Die beiden Dortmunderinnen machten klar, dass ihre Ausführungen allerdings nicht in Stein gemeißelt seien. Auch Bürgermeister Hundt wollte den Vortrag als Startschuss für eine gemeinsame Konzeptentwicklung mit allen Beteiligten verstanden wissen.
Sämtliche Wortbeiträge aus den Fraktionen attestierten den Historikerinnen eine gute Konzeption, die sehr wünschenswert für Grevenbrück und die Stadt sei. Sie würde eine weitere Bereicherung für den Kulturstandort Grevenbrück bedeuten.
Zuviele offene Fragen für einen Beschluss
Allerdings meldeten die Fraktionen gleichermaßen Fragen an. Die SPD hakte zunächst in puncto Finanzierung nach. Hier gebe es laut Bürgermeister Hundt bis zu 80-prozentige Fördermittel vom Land. Der Antrag laufe bereits, man warte auf den Bewilligungsbescheid. Die Kosten liegen bei rund 190.000 Euro. Die SPD wolle trotzdem erst die offenen Probleme lösen und dann einen Beschluss fassen. „Wir stimmen heute nicht erst für die Dauerausstellung und gucken dann, wohin es geht. Das ist der falsche Weg“, so Heinz Vollmer.
Christa Orth-Sauer (Grüne) kritisierte: Die Vereinbarkeit mit dem Museum im Alten Amtshaus fehle noch total. Es sei eine Abwertung des Amtshauses zu befürchten. Was sei mit möglichen Personalkosten? „Wir brauchen ein Gesamtkonzept für beide Gebäude“, forderte sie. Außerdem müsse man die Vereine vorher einbinden. Für einen Beschluss sei es daher zu früh.
Die CDU sprach sich zunächst dafür aus, der Beschlussvorlage als „ersten Aufschlag“ zu folgen, um bis zur Februar-Sitzung Probleme und Fragen zu klären. Doch dann brachte Manfred Rotter eine Alternative ein: Die Dortmunder Konzeption werde demnach nicht beschlossen, sondern lediglich zur Kenntnis genommen. Ein „Runder Tisch“ solle einberufen werden, um offene Details zu klären. Im Februar solle der Ausschuss dann zur Abstimmung kommen.
Nach den Fraktionsbeiträgen räumte der Ausschuss der Kreisheimatpflegerin Susanne Falk das Rederecht ein. Sie lobte das „stimmige Konzept“ aus Dortmund, bat aber darum, dem alternativen Vorschlag der CDU zu folgen, um einen „sicheren Grund“ zu schaffen. Auch Engelbert Stens durfte vorsprechen – er wünschte sich einen „guten Anfang für beide Gebäude in Grevenbrück“. Der Ausschuss sprach sich anschließend für den Runden Tisch und gegen den Verwaltungsvorschlag aus.
Amtshaus-Konzept liegt auf dem Tisch
Bürgermeister Hundt sprach am Tag nach der Sitzung darüber mit dem SauerlandKurier. „Wir sind mit den Wortmeldungen aus dem Ausschuss ja einer Meinung.“ Die Verwaltung hätte sich aber einen Grundlagenbeschluss gewünscht, auf dessen Basis weitere Dinge angepackt und offene Fragen geklärt werden sollten. Zwei Gespräche mit den Grevenbrücker Vereinen seien im Vorfeld der Ausschusssitzung ohnehin schon terminiert gewesen – das eine fand bereits am Freitag statt, das andere folgt am 13. Dezember. „Wir haben aber jetzt keine Zeit verloren, weil wir ja ohnehin noch auf den Förderbescheid warten“, so Bürgermeister Hundt.
Das Konzept, das die Stadt in die Gespräche mitbringt, sieht unter anderem vor, das Amtshaus in seinen historischen Zustand zurück zu versetzen – der Anbau würde also abgerissen. Im so neu gewonnenen Museumshof wäre dann Platz für Exponate, aber auch Raum für eine Freifläche, welche die angrenzende OT nutzen könnte. Die Etagen im ursprünglichen Gebäudeteil würden somit Raum für moderne Museumselemente wie beispielsweise Shop, Gastronomie, Dauer- und Einzelausstellungen, Bibliothek etc. bieten. Ein Aufzug könnte für Barrierefreiheit sorgen. Kostenkalkulation und Zuschussanträge seien bereits in Arbeit.
In der Ausschusssitzung hatte der Bürgermeister bereits angedeutet, dass ein gemeinnütziger Verein für das Museum ins Leben gerufen werden könnte. Das Konzept folge insgesamt bestehenden Beschlüssen, Kosten zu sparen, aber gleichzeitig ein hochwertiges kulturelles Angebot zu entwickeln. Die Ideen und Wünsche der betroffenen Vereine sollen in das Gesamtkonzept integriert werden – genau dafür sei der „Runde Tisch“ gedacht, der nun zwar vor einem politischen Beschluss stattfinde, aber ohnehin Teil der Entwicklung sein sollte.
Von Christian Weber – SauerlandKurier vom 1. Dezember 2018